In der Pilgerherberge gibt es wegen Personalmangel kein Frühstück. Und in ganz Villamajor gibt es keine Bäckerei mit Kaffeeausschank. Also gehts nüchtern los. Funktioniert besser als gedacht. Muss der Körper mal seine Reserven anzapfen, denn die nächste Ortschaft Los Arcos kommt erst im 13 km.
Der Weg ist geschottert, aber schön eben – es läuft sich einfach gut. In Los Arcos kaufe ich Frühstück: 1 Banane, zwei flache Pfirsiche und Wasser. Auf der Plaza Major treffe ich das Dreierteam, sie sind gerade mit Frühstücken fertig. Sie haben jetzt doch die längere Strecke geplant. Eine Viertel Stünde später bin ich auch fertig mit Kaffe Amerkano und Obst und ziehe los. Heute ein neues Bild: Ca. ein Dutzend Pilger in Sichtweite, so alle 100m einer, manchmal gibts Überlungen. So treffe ich auch ein junges Paar aus Perth/Australien und eine Schweizerin (Rentnerin), die von Genf losgelaufen ist. Ihre Strecke ist 1800km, ihr Mann hat sie schon drei mal besucht. Kurz vor Sansol an der Steigung fallen mir drei bekannte Gestalten auf, dank Bettina (Frau von Richard) sind sie nicht so schnell wie Richard und Manfred (Karlsruhe) könnten. Jetzt sind wir zu viert, und ich kann mich mit dem Ziel Viana anfreunden, auch weil wir schon um 12 in Los Arcos sind und das Wetter super ist. Schnell noch Brot und Tomaten kaufen, und schon gehts zum Städtchen hinaus. Um ca 1 Uhr finden wir einen idealen Rastplatz an einer Kapelle. Dort fragt uns ein spanischer Pilger nach Essen, wir treten ihm etwas ab. Als er geht, sagt er, dass er jetzt nach Lourdes in Frankreich läuft. Unser weiterer Weg ist bei Weitem nicht so anstrengend wie im Reiseführer beschrieben, und so schaffen wir Viana um 15 Uhr.
Wir finden gleich eine ordentliche Herberge (8-Bett-Zimmer, ziemlich
neu) kultivieren uns und gehen gleich um 6 in die Stadt zum Abendessen, weil in der Herberge nur Frühstück gibt. Das empfohlene Restaurant ist die Empfehlung wert. Auf dem Weg dahin waren wir in der Kathedrale und haben die Ankündigung für Die Pilgermesse um 19 Uhr gesehen. Also Hl. Messe. Der Pfarrer läuft beim Friedensgruss durch die ganze Kirche und gibt jedem die Hand. Nach der Messe bittet er alle Pilger nach vorne in einen Halbkreis, gibt jeden die Hand, fragt nach seiner Herkunft und hat ein persönliches Wort. Dann macht er eine zweite Runde und erteilt jeden mit Handauflegung den Pilgersegen. Als wir aus dem Restaurant rauskommen, staune ich nicht schlecht: Da sitzt doch mein amerikanischer Freund. Und er wohnt in der gleichen Herberge! Woher weiß der bloß, wo ich immer absteige? Er muss was mit dem FBI oder der NSA haben. Und eine zweite Überraschung: Gegenüber dem Restaurant-Eingang ist ein Schlecker! Ganz original
Auf dem Rückweg in die Herberge nutzen wir die tolle Aussicht auf das Ebro-Tal, dann reichts für heute. Waren doch 30km.