Tag 30: Am Ziel der Sehnsucht (27.06.14)

Heute wars mal umgekehrt beim Aufstehen: Ich war heute der erste der 20 im Schlafsaal, und das um 06:15! Wa ist los? Am Ortsende bin ich in einem Pulk von 15 Leuten, dann gebe ich Gas. Eine Stunde später kommt eine gute Bar, Frühstück. Alles professionell eingerichtet, mit Selbstbedinungs-Anstehschlange usw. Da merkt man, dass wesentlich mehr los ist. Ist halt doch die Einflugschneisse nach Santiago. Und die Preise sind auch spürbar höher. Dann der nächste Abschnitt nach Santiago Stadtrand – Kakao-Pause an der Campingplatz-Bar. Schließlich erreiche ich um 10 Monte Gozo. Nebenan das n. m. M. Nicht gerade gelungene Denkmal vom Besuch Papst Johannes Paul II – die meisten halten das hier für den richtigen Monte Gozo, doch der ist was ganz anderes. Ich finde den Weg dorthin, 500 m, wo die zwei Bronce-Pilger erfreut auf die Türme der Kathedrale blicken. Die Zeit ist mir das wert. Nach mir kommt nur noch ein gleichaltriger Japaner. Sonst niemand.
Dann sind es noch 4,7 km. Tempo, denn ich will noch zur Pilgermesse. Und mit Rucksack darf man nicht in die Kathedrale. Von unterwegs buche ich meinen Herbergsplatz, Nähe Kathedrale. Um 11:35 Uhr biege ich auf den Kathedralen-Vorplatz ein, dabei treffe ich auf meinen „schnellen“ Italiener Fabio, der wegen Problemen mit den Füßen kürzere Etappen eingelegt hat. Und dann der ganz große Augenblick: Die Kathedrale! 30 Tage Entbehrung, 800 km unter den Füssen – genau dafür! Durchatmen, den Augenblick wirken lassen – – – Dann schnell einen für das „Gipfelfoto“ ansprechen – geht in jeder Sprache. Im Pilgerbüro ist eine riesige Schlange, alle wollen auch ihren Rucksack unterstellen. Doch da meine Herberge in der Nähe ist, schaffe ich den Weg und Einchecken bis zum Beginn der Messe. Die Statistik der heutigen Pilgerzahlen wird verlesen, leider nur auf Spanisch. Nach der Messe treffe ich den schnellen Alex (50 km am Tag, siehe Foncebadón) und auch Tom, dem Hamburger mit dem Pilgerkreuz. Herberge, Kultivieren, Siesta.
Ich treffe Tom wieder um sieben vor der Kathedrale und gehe mit ihm dann zum Abendessen. Vollständig Ankommen dauert noch.