Nach einer sehr guten Nacht habe ich Wunschfrühstück drei Häuser weiter. Der Wirt scheint sein bester Kunde am Spielautomaten zu sein. sein Kuchen ist besser als ein Croissant. Dann gehts hinaus aus Sarria, immer nach oben, vorbei am Kloster. Die Wege sind gut, aber vom abendlichen Regensturm nass, die ungeschotterten voller Pfützen und matschig. Weiter oben ist ein Maisfeld z. T. plattgeschwemmt. Die Landschaft ist frisch-grün, es geht manchmal durch Alleen, dann aber meistens mehr auf als ab. Zwei Stunden lang. Die Bar im ersten Dorf ist schon belagert, keine bekannten Gesichter. Kakao bekomme ich in einer extra großen Tasse Milch, da sind ja die nächsten zwei Stunden gesichert. Unterwegs eine Familie aus Arizona mit zwei Jungs mit ca 10, die Mutter tröstet sie, dass sie viele andere Jungs und Mädchen treffen werden. Ein Senior, bestimmt über 75, aus Aachen, ist heuer schon zum achten Mal auf dem Camino, immer kurze Etappen. Heuer startete er in Sarria. Ein mittelalterlicher Engländer – es gibt wenige hier – erklärt mir, dass er schon die letzten drei Jahre Strecken gelaufen sei. Dann spricht ihn eine Engländerin an. Eine neue Gesprächspartnerin für ihn.
Dann gehts nach Portomarin hinunter. Liegt am aufgestauten Rio Miño. Der Ort wurde in den 60ern oben neu aufgebaut, weil der ursprüngliche im Stausee versank. Nur die Kirche San Nicolás haben sie Stein für Stein abgetragen und wieder original aufgebaut. Ich nehme eine Mittagsstärkung, Spiegeleier mit Pommes, Suppe gibts erst um eins. Kirche anschauen, um diese Zeit wie in Spanien üblich nur von außen, Wasser nachfüllen, dann warten die nächsten gut acht km. Ich möchte meine gute Laufleistung von gestern nicht vertun, denn ab Gonzar wären es noch 88 km. Das bedeutet zwei 35er und eine finale 20er Etappe am Freitag bis Santiago! Jakobus zieht schon deutlich. Und das Wetter hat heute auch gehalten, es war zwar immer dicht bewölkt, aber kein Regen. Jetzt auch noch nicht, meine Wäsche muss ja noch trocknen. Hier in der Herberge wollten sie mir erst keinen Platz geben, da ging ich schon in Richtung kommunale Herberge los, als mir eine ältere Dame nachlief, dass sie doch noch ein Bett hätten. Diese private Herberge ist wirklich sehr gepflegt, in einem gut renovierten Steinhaus, mit schönem Innenhof mit Bar. Also ein ganzer Stern mehr als die Öffentlichen. Die Gruppe Amerikaner, die gebucht hatten, sind auch eingelaufen, gemischtes Alter, sehr höflich. (In den kommunalen, so die Regel, kann nicht gebucht werden.) Ab sieben Uhr soll’s Abendessen geben. Da kann ich jetzt noch meine Fotos und den Bericht hochladen. Vielleicht gibts auch noch Fussball auf dem Fernseher, der im Aufenthaltsraum läuft.