Oben bei O Sebreiro ist kein Nebel mehr wie gestern Abend nach den Regenschauer. Wege sind ganz gut. Es geht immer wieder die Straße lang, dann wieder mal weg und dann aber bergab- bergauf, um wieder au die Straße zu kommen. Besonders das letzt Stück bis zum Alto de Poio ist kriminell, wie gestern nach O Sebreiro. Wozu, frage ich mich. Ich glaube, das der frühere Camino genau da lang ging, wo heute die Landstrasse lang geht. Nur hat man den Peregrinos den Schwierigkeitsgrad erhöht, damit sie in den Bars mehr verzehren. Oben am Alto in der Bar treffe ich Father Mathew (indischer Pfarrer) und seine Italiener Paolo. Wenn es stimmt, sind die 45 min vor mir losgelaufen! Hier bekomme ich mein Standard- Frühstück und laufen dann hinterher, nach 20 min habe ich Mathew eingeholt. Wir sind von einer Horde junger Italiener umgeben, die erst heute losgelaufen sind. Im nächsten Dorf steht wie im Reiseführer beschrieben Carmen und bietet Pfannkuchen (mit Zucker) an. Um halb 11 machen wir Rast an einer Bar, ich hole mir meinen Kakao. Mathew wartet auf Paolo, als er da ist, lass ich die beiden weiter ziehen. Um halb zwölf laufe ich durch Triacastele, es ist mir zu früh, um heute Schluss zu machen. Andreas bleibt hier. Weiters nehme ich den Original-Weg, nicht den neuen über Samos. In A Balsa mache ich dann Mittag, ich traue mich in eine Alternative Bar: Sie, ca. 25, ist aus Ravensburg, ist nach einem Camino (nach Tod ihrer Mutter) wieder zurück gekommen und hat mit ihrem italienischen Freund vom Camino hier ein alternatives Leben angefangen. Ich bekomme einen bunt ausgemalten Stempel und ein belegtes Brötchen, eher Burger, mit Ei und Tomate. Vegetarisch. Passt auch. Dann gehts weiter, sehr schöne Landschaft, wieder wie Fränkische. Und ein kleiner Pass, d. h. hinauf und dann wieder hinunter. Dann will ich in Calvor übernachten wie die zwei Paare, die ich überholt habe. Doch die Herberge finde ich nicht gleich. Und es ziehen bedrohliche Gewitterwolken herum. Also weiter bis San Mamede. Ein Norweger, der seine Frau verpasst hat, weil er den falschen Weg genommen hat, zeigt mir die Herberge. Jakobus hat mich erhört, denn just erst in dem Moment, als ich in der Herberge einlaufe, bricht das Inferno los. Es regnet waagrecht. Aber der Herbergschef bedauert, dass die Bude voll ist. Und jetzt? Warten. Zwei Deutsche sitzen schon da, dann kommt noch einer mit einem Pilgerkreuz, 2 m hoch und 1,5 m der Querbalken, aus Stecken mit 5 cm Durchmesser. Im Regen kommen noch ein junges Koreanerpärchen und eine Spanierin. Ich nehme das Angebot auf einen Kaffee an. Dann dürfen wir uns ins „Wohnzimmer“ (Aufenthaltsraum) der sehr schönen Herberge setzen. Wider Erwarten kläret es nach einer Stunde auf, man kann loslaufen. Nach Sarria rein ist’s 4 km. 1 Stunde. Ich gehe in die Herberge der Spanierin, was sich als guter Griff herausstellt. Zum Abendessen nebenan treffe ich die beiden Berliner aus San Mamede. Sie residieren nebenan, Einzelzimmer. Heute war ihr erster Tag. Guido, Anfang 30, ist Versicherungskaufmann im Innendienst, Peter Ende 50 und Feuerwehrmann. Er hat das letzte halbe Jahr nur gelegen, wegen Rückenproblemen. Dem Guido muss ich alles Mögliche erzählen, von meinem Beruf über meine Etappen bis zum Inhalt meins Rucksacks – er hat doch tatsächlich sieben Unterhosen usw. dabei! Peter amüsiert sich darüber.
Schade, dass ich um 10 ins Bett gehe, denn heute ist hier großes Abschlussfest zu Johannes- Feierlichkeiten mit großem Feuer und so. Aber ich bin ja sehr zufrieden mit meinen 42 km heute.
Ich habe ein Bett am Fenster in den sehr großzügig möblierten Schlafsaal mit 20 Leute, nur zur Hälfte belegt.