Eigentlich wollte ich zum Sonnenaufgang am Cruz de Ferro sein, aber der Herbergswirt sagte mir, dass man ihn von dort gar nicht sieht. Also doch erst zum Frühstück aufstehen und dann hoch zum Kreuz. Außen begegnet mir Andreas mit einem Mitpilger, aber sie warten auf den Rest der Gruppe. Da Cruz de Ferro ist ein gigantischer Steinhaufen
mit einem Eichenpfahl in der Mitte, welche ca. 10 m hoch ist und ein Eisenkreuz trägt (Name!). Der Brauch, hier einen Stein als Last abzulegen, ist vermutlich schon viel älter als der erstmals erwähnte Steinhaufen. Auf jeden Fall ist das hier einer der emotionalsten Orte auf dem ganzen Camino. Es sind schon einige Pilger da, die einen schauen die am Stamm befestigten Tücher, Bänder und Nachrichten und beschrifteten Steine an, andere fotografieren, einer legt sehr aufgewühlt mehrere Steine nieder, wieder andere sitzen gesammelt auf den Stufen der Kapelle – gut, dass noch keine Buspilger oder Touris da sind und die Stimmung stören.
Der weitere Weg ist ganz angenehm, es läuft sich leicht und zügig. Etwa eine Stunde geht es auf der Höhe entlang, bevor der z. T. steile Abstieg beginnt. Mind 800 m! Auf einem Strassenabschnitt kommt mir ein Radler-Ehepaar aus Saarbrücken entgegen, die schon in Santiago war und jetzt über die Mittelmeerküste nach Hause fährt.
Im lieblichen Nachtigallental setzt es mich mitten in den kleinen Bach, keine Schäden, nur ein nasser Hintern. In Mulinaseca gibts Aufzuckerung: Trinkschkolade und frischer O-Saft. Das reicht, um 2 Uhr in Ponferrada einzulaufen. In der Tradition der Tempelritter ist hier eine große städtische Herberge für über 160 Pilger, aber alles in kleinen Räumen und blitzsauber. Unterkunft gegen Spende. In der Stadt ist die riesige Burg der Templer, wieder gut hergerichtet. Hilfreich ist, dass es hier einen Audioguide in Deutsch gibt. Noch mehr beeindruckt mich die Sonderausstellung von mittelalterlichen Handschriften, mit Buchmalereien, die man gesehen haben muss. Werke von unschätzbarem Wert. Aus ganz Europa zusammengetragen.