Tag 10: Nach Kastilien und die „kleine Rioja“ (07.0614)

Der größte Teil der Übernachter waren zum offiziellen Frühstück um 7 Uhr schon weg. Von den 50 waren noch 15 da. Wie begrüßt, so wurden wir von beiden Hospitaleros verabschiedet: mit einer dicken Umarmung. Mit tiefen Eindrücken verlassen wir Grañòn. Belorado ist heute das Minimalzziel. Vor dem nächsten Dorf treffen wir auf die Tafel von Kastilien/Leon, die folgenden Orte tragen als Namenszusatz „Rioja“, nach der Landschaft passt das auch. Bei den täglichen Begegnungen kann ich meine Rucksackstudien weiter treiben, welche ich zur Entscheidung für meinen gemacht habe. Von der Größe sehe ich 30 l bis 60 l, das Gros bewegt sich um die 40 l. Und zwar unabhängig von Männlein und Weiblein. Noch kleinere sehe ich nur bei Kurzwanderern bis auf einen, dem traue ich den ganzen Weg mit dem Minimalgepäck zu. Ich fühle mich in meiner Wahl bestätigt, besonders auch deshalb, weil bei mir nie was äußern dran hängt. In Villamajor gibts nur ein Nobelrestaurant ohne Rucksack-Zugang, das hilft, bis nach Belorado durchzulaufen. Dort finden wir auf dem schön gestalteten Plaza Major eine passende Bar mit Tischen in der Sonne. Daneben sitzt dass Senioren-Radler-Trio aus Valencia, die wir schon in Villamajor gesprochen haben. Ernst (Geseke, Westfalen) und sein Partner Herbert sitzen vor dem anderen Restaurant. Dann gehts weiter, in Vilambista gibts nur noch zwei Plätze in der Herberge – die Alte will auch noch 16€! Bettina meint, wir sollen schauen, dass wir eine Herberge bekommen. Also geben wir – Richard und ich – ordentlich Gas und finden am Ortsausgang von Espinosa del Camino die Albergue de Pepe: Wenns Innen auch so aussieht wie das Haus außen, schlafe ich lieber auf dem Feld. Doch die Pilgerin, die vor dem Haus sitzt und die wir kennen, sagt, es wäre innen sauber. Pepe erscheint in der Hautür, bärtig, fast so alt wie sein Haus, und hat schon das Kärtchen mit den Herbergsregeln in der passenden Sprache in der Hand: Ü+F 7,- €, AE auf Spende (es gibt Paella). Um 19:30. Pepe sitzt an der Stirnseite des Tisches, als alle 8 Gäste da sind, wünscht er guten Appetit und fordert zur Selbstbedienung des Salats und des Rioja auf mit „no vino – no peregrino“. Den zweiten Gang, Paella, serviert er jeden selbst. Zum Nachtisch gibts Yoghurt. Dann ist Erzählstunde: Pepe berichtet, dass er Schreiner ist und aus Barcelona stammt, dass er 5 mal auf dem Camino war und sein Traum sei, auf dem Camino zu sterben. Dazu will er sein Haus verkaufen und dann wieder los gehen. Gefragt nach dem Kerkeling- Buch, legt er richtig los, schimpft auf die Radfahrer und wettert über die, welche mit Stempeln aus nur Roncesvalles, Pamplona und Logroño bei ihm ankommen und sagen, sie wären Peregrinos. Angesprochen hem auf seinen Hausverkauf, bekommen wir eine komplette Führung. Es ist alles sauber, einige Möbelstücke sind wirklich gepflegte Raritäten.