Ich kann zum Glück mein Gepäck in der Albergue stehen lassen. So gehe ich zum Frühstück in das Parador, das muss ich mir anschauen. Ich treffe dort den Australier Ben und ein evangelisches Ehepaar, welche schon ca. 10 mal hier waren. Ben war Militär und arbeitet jetzt mit einem internationalen Netzwerk an einer Doku der Kriege mit australischen Soldaten, dazu geht er dann zu einem Kongress nach Barcelona. John, Engländer (auch Rentner), und Cordula, Fotografin aus Osnabrück, haben in der Kathedrale (kirchlich) vor einem Jahr geheiratet – beide sind evangelisch! Eine heiße Geschichte. Sie waren diesmal auf dem Camino Portugues. Aus Begeisterung für die Sache unterhalten sie eine Mini-Herberge in Osnabrück am Camino Baltico.
Ich entscheide mich jetzt für einen hier geschnitzten Santiago für Jakob. Muss sein. Dann erkämpfe ich mir einen guten Sitzplatz für die Pilgermesse. Die Ankündigung für deutsche Dienste gibt es heute von einer Pilgerin in Deutsch. Hätte ich am Freitag gebraucht. Denn um 13:40 Uhr geht mein Zug nach A Coruña.
Statistik der Pilger: Zuerst die Spanier nach Diözesen, dann alle anwesenden Länder, nach Gruppen und Einzelpilgern,
aber keine Zahlen. Priester sind jede Menge da, aus AUS, DE, IT, FR, BRA, USA. Diesmal gibt es Ministranten, es sind Seminaristen; aber immerhin, es sind die ersten, die ich hier in Spanien erlebe.
Dann ist Eile geboten, in 40 min geht der Zug. Es ist ein 3-Wagen-Diesel-Triebzug, ganz komfortabel. 30 Minuten.
Tourist-Info wegen Hotel usw. ist nicht am Bahnhof, d. h. 20 min Warten und 15 min Busfahrt. Touri-Info: Kein Hotel am Flughafen, keine Unterstellmöglichkeiten für Rucksack in der City. Ich versuchs mal bei Albergues – zu. An der Promenade habe ich Glück: Im „Gasthof“ stellen sie meinem Rucksack unter. Charme oder Mitleid mit Alter? Egal, Erfolg zählt. Nun muss ich konsumieren. Es ist eine Kentucky-Fritten-Bude, aber sie haben mir den Tag gerettet. Es gibt einen Buslinie, die entlang der ganzen Promenade incl. Leuchtturm fährt. Das ist meine Sache. Dann fahre ich um 10 Uhr zum Flughafen. Buen Provecho!
Eigentlich bin ich Laufen gewohnt. Das Wetter ist schön, also zuerst Altstadt. Ganz nett, aber nicht mehr viel Historisches. Lustig: Die
Kanonen zielen auf die Casa de Constitution – ? Dann die Uferpromenade Richtung Leuchtturm. Schöne Felsenküste. Und auf einem Hügel etwas Kunst: Hinkelsteine, Stonehenge, Moschee, Herkules im Boot. Aber dann der ganze Stolz von A Coruña: der Leuchtturm, Herkulesturm, UNICEF-Weltkulturerbe. Wirklich gut. Dann auf der Promenade weiter. Die Stadtstrände kommen in Sicht. Tolle Strände, gut für so eine Stadt. Meine Füße melden sich – sie stecken schon den ganzen Tag in den Wanderstiefeln. Sind heiß. Habe verstanden. Im Atlantik baden. Besser als in Finisterre, dort gibt keinen solchen Strand. 20 min im frischen Wasser – nach 5 Wochen Wanderschuhe und 800 km Tortour eine Wohltat – ein Gefühl wie im Himmel!
Dann quer durch die Stadt, wieder den „Gasthof“ suchen, aber vorher die Bushaltestellen zum Flughafen – nicht ganz einfach, sind verlegt wegen Baustelle – dann Abendessen, Sangria ist da Beste. Mein Rucksack ist auch noch da. Der letzte Bus um halb elf kommt tatsächlich, was kann jetzt noch passieren! A Coruña (vor Ort nennen sie sich „A“ statt Spanisch „La“) du bleibst mir positiv in Erinnerung! Der Busfahrer ist gut drauf, lässt’s gut laufen, will vermutlich auch heim. Skoda-Bremser vor uns. Wir sind da!
Elf Uhr am Flughafen. Es gibt tatsächlich noch einen Flug – um 12 nach Madrid. Aber alle Shops sind schon zu, die große Cafeteria hat gerade den Gitter-Rollo runter gelassen. Aber es laufen noch ca. 30 Leute hier rum. Alles in einer großen Halle, ein bisschen Wohnzimmer- Atmosphäres. Nett. Auf meinem angepeilten 4er- Sitzblock hat sich eine Lady niedergelassen – sie wird sicher auch noch gehen. Dann werde ich mich hier ausstrecken. Hoffentlich schmeissen sie mich nicht raus. Nach 5 Wochen Albergues macht mir eine Nacht Flughafen bestimmt nichts aus. Besser als der Stress mit Hotelsuche, ganz früh Aufstehen, aufs Taxi hoffen (um 5!), von den Kosten ganz zu schweigen. 5 Wochen Camino macht locker und zeigt das Wesentliche und Wichtige. Die Big Business – Kultur beherrsche ich genau so gut. Diese Bewusstsein gibt Souveränität.
Jetzt, zehn vor Zwölf, kommt der letzte Flieger an, aus Sevilla. Jede Menge Passagiere. Die CarRentals hoffen aufs letzte Geschäft. Dann wird’s hier dunkel werden. Bin gespannt, was dann passiert. Die komplementierten mich tatsächlich Au dem Gebäude, weil sie von eins bis fünf geschlossen haben. Habe ich noch nicht erlebt. Das habe ich ihnen schon deutlich gemacht. Besonders weil es keinen Bus für die frühen Flieger gibt. Aber im Vorgebäude ist es auch warm und trocken, und ich habe einen Schlafsack. Bloß – woher kommt hier der Hirschkäfer um fünf Uhr früh? Ich setzt ihn in den Blumenkasten. Dann gehe ich rüber zum Einchecken.