Meine drei Mitpilger wollten eigentlich länger schlafen, doch dann gehen sie doch mit mir zum Frühstück in die Bar gegenüber. Dann ein wirklich finales Verabschieden und ich gehe los. An der Kathedrale ein letzter bewundernder Blick, ein Foto vom Storch auf der kleinen Kirche ein Paar Schritte weiter, dann gilt die volle Aufmerksamkeit den Muscheln und Pfeilen für den Camino. Dann bin ich bald auf der Schotterpiste, km- weit eben. Im ersten Dorf, Tardajos, nach 11 km ist die Bar am Dorfeingang schon gut besetzt: Auch die drei Ungarinnen machen schon ausgiebig Brotzeit. Ich nehme eine Kakao und kaufe für mein Mittagpicknick noch zwei Tomaten und ein bisschen Wurst. Das habe ich nach den nächsten Dorf, Hornillos del Camino, in weiteren 9 km geplant. Ich schaffe das Dank meiner verschärften Gangart, und so bleibt mir der letzte 10 km-Abschnitt für 1 bis 3 Uhr.
Seit Rabè de las Calzadas bin ich in der Meseta, das ist eine Hochebene, in den wenigen Tälern liegen die Dörfer. Das bedeutet für Peregrinos einen steilen Anstieg nach dem Dorf und eine ebenso steilen Abstieg ins Dorf hinunter. Genau wir hier in Hontanas, wo ich in die kommunale Herberge bin. Das ist hier ein rühriges Dorf, es gibt noch drei private Herbergen, und am Dorfeingang wird ein Haus neu verputzt. Die Dorfstraße ist bevölkert, auch die Einwohner sitzen mit dabei und unterhalten sich lautstark. Ernst hat sich heute mit seinem Mitpilger Herbert ein Doppelzimmer geleistet (wegen des Schnarchkonzerts letzte Nacht), das Koreaner-Ehepaar vom 2. Tag sitzt neben mir auf der Sonnenseite, sie häkelt. Auf meine Frage hin, was das wohl sei, schenkt sie mir einen ihrer gehäkelten Topfputzer. Abendessen bekam ich auf Wunschzeit gekocht, also bin ich schon fertig für heute.
Morgen wartet wieder eine 30km- Etappe auf mich, gerne würde ich in der kleinen Herberge von St. Nicolás unterkommen. Früh Aufstehen!