Tag 4: Puente la Reina – welch ein Klang (01.06.14)

Der Blick in die Ebene Richtung Pamplona zeigte schwarze Wolken – und das vor dem Anstieg, Es ging steil bergan, erst Schotter, dann Trampelpfad. Links waren die Windmühlen in den Wolken, rechts teilweise in der Ebene. Und es blieb so – kein Regen für mich. Oben am Übergang, dem Puerte del Perdon, steht die eiserne Pilgergruppe im harten Wind. Die bleiben, aber ich beeile mich zum Absteigen. Je weiter runter es geht, desto mehr lässt de Wind nach, und desto gewisser ist, dass die schwarzen Wolken weiter links bleiben und mir die Sonne immer sicherer ist. Unten in der Ebene genieße ich den spanischen Sommer. In Murizabal biege ich Richtung Eunate ab, ein lohnender Umweg: die berühmte geheimnisumwitterte 8-eckige Kirche, ein Wahrzeichen von Navarra. Ich muss noch 1/2 Stunde bis zur Öffnung warten und ziehe zum ersten Mal die Reissverschluss-Beine meiner Hose aus, aber creme meine Beine ein. Die Sonne ist schon gefährlich. Eine Handvoll Touris und zwei Radler sind auch da, ich kann die sitzende archaische Madonna bewundern. Ich hole
mir noch den Stempel und gehe dann los. Verzweifelt suche ich den Karren und den Anstieg auf den Tafelberg, den ich vor 19 Jahren hochgejoggt bin – ein Spanier erklärt mir heftigst, dass da unten der Camino nach Obanos und Puente la Reina sei. Schade.
Hinter Obanos – am Zusammentreffen des Aragonischen Weges und des aus Roncsvalles – steht mein Ami von gestern Abend. Also gehen wir zu zweit. Dann kommt Puente la Reina – ich bin begeistert von der Brücke und schwelge in Erinnerungen: hier hatten wir vor 19 Jahren unsere Reiseleiter entmachtet, uns Brot, Schinken, Käse und Tomaten gekauft und dem Reiseleiter gezeigt, was ein Pilger- Mittagessen ist. Und Wozze hat mit dem Busfahrer kanisterweise Vino Tinto vom Weingut gebracht.
Ich habe heute hier wieder frisches Brot, Tomaten und eine Zwiebel gekauft, Wurst habe ich noch von Pamplona. Und so zeige ich meinem Ami, was ein Pilgrims Lunch ist, er hat noch Käse und eine Birne beigesteuert. Dafür läuft er treu wie ein Hündchen neben mir. Obwohl er in Puente bleiben wollte, geht er mit mir noch die 8km bis Cirauqui, einem malerischen Dorf auf dem Berg. In der Herberge sind etliche Deutsche aus (1 Paar aus Grafenau (Passau)), Karlsruhe und Düsseldorf, die Amerikanerin vom 2. Tag kommt abends mit dem Bus. Nach dem gemeinsamen Pilgermenü bin ich zurück im Schlafraum, um Blog zu schreiben.