In der Bar in der Hauptstraße von Azofra haben wir Café con Leche und ein Croisant, dann gehts auf die Piste. Sonnig, der Wind kommt erst am Nachmittag, so ist bald Fleecejacke-Ausziehen angesagt. Die Landschaft Ist lieblich wie gestern, nur die Getreidefelder werden größer, die Weinfelder dafür kleiner. Da kann ich am Wegrand die Wildblumen anschauen: Purpurnes Knabenkraut, violette Disteln, blaue Glockenblumen, weiße und rosa Heckenrose und gelbe Blüten an vielen verschiedenen Stielen, Stauden und Polstern. In den Dörfern duften Geißblatt und Hollunder, die Rosen stehen in voller Blüte. Gegen 10 Uhr kommen wir über den Hügel und sehen Santo Domingo de la Calzada vor uns liegen. Doch es dauert noch eine Stunde, bis wir dort sind. Der Camino führt uns direkt zur Kathedrale mit dem Hühnerwunder, einem Highlight des Camino und dem Wahrzeichen der Stadt. Doch das Hauptportal ist geschlossen, wir brauchen ein Ticket von nahen Infoshop, wo es in der Souvenierecke dutzendweise weiße Hühner um allen Größen und Haltungen und den Stempel für den Pilgerpass gibt. Der Eingang in die Kirche ist von der Seite, zuerst werden die Rucksäcke abgelegt. Man kann auch in die Ausstellung im Kreuzgang, aber wir sind ja wegen der Hühner da. Der Stall ist in einer Art flachem Retabel in drei Meter Höhe, mit der Beleuchtung kann ich den Hahn gut erkennen, die Henne ist nicht zu sehen. Die Kathedrale ist super hergerichtet, wahrscheinlich zur 900-Jahr-Feier letztes Jahr. Der imposante vergoldete und bemalte Hauptaltar steht im Querschiff, der Volksaltar ist sehr zurückhaltend-schlicht und gibt den Blick frei auf den ältesten Teil der Kirche mit den kleinen Nieschen-Kapellen. Wieder auf der Straße, gehts weiter in Richtung Ortsausgang, doch wir suchen uns ein Straßen-Restaurant und essen Pizza bzw. Bocadillos. Dann überqueren wir den Fluss Oja, der der Region seinen Namen gibt (Rio Oja – Rioja). Wir wollen nach Grañòn in die kirchliche Herberge (in der Kirche?) die Reiseführer beschreiben sie verlockend. Der Eingang ist direkt neben dem Turm der großen Pfarrkirche. Ich zögere, hieinzugehen, Das Teht auch schon der Hospitalero vor mir: ca. mein Alter und etwas stämmiger. Er führt mich die enge Wendeltreppe des Turms hinauf, dann stehen in einer Fensternische ca. 30 Paar Wanderschuhe – ich verstehe auch ohne seine Erklärung in resolut klingendem Spanisch, dass hier der Schuhplatz ist – sieben Stufen weiter fällt mein Blick in einen vollen Schlafsaal, aber ich habe Vertrauen, dass er noch mind. vier Plätze für uns hat – trotz der kritischen Fragen von hinten. Noch ein Paar Stufen, dann sind da Sanitärräume (nur je eine Dusche!) und dann kommt das Gästebuch, in das wir nur Namen und Nationalität eintragen brauchen. Jetzt erklärt er Richard und mir, dass wir jetzt hier alle Freunde wären und besiegelt das im einer kräftigen Umarmung. Preis? Hier steht die Schatulle, in die „jeder legen kann, was Nach einem Frühstück in der Bar in der Hauptstraße von Azofra gehen sowie um 7 Uhr los – sonnig und windstill. Durch die bekannt liebliche Landschaft, nur die Felder werden größer, die Weinfeder dagegen weniger. Um 10 schauen wir auf Santo Domingo de Calzada hinein, aber erst um 11 Uhr sind wir dort. Das Hauptportal der Kathedrale ist zu, man braucht Eintrittskarten in der Info nebenan. Da werden jede Menge Souveniers verkauft, besonders Hühner in allen Größen und Posen, aber alle weiß. In die Kathedrale gibt es einen neuen Eingang von der Seite (im Vergleich zu meiner Tour vor 19 Jahren, als wir massive Probleme mit der Messnerin hatten wegen unseres nicht ganz zulässigen „Eingangs“). Heute wird der Rucksack am Eingang abgegeben, und so kann man in Ruhe auch die Ausstellung besichtigen. Die Kathedrale ist sehr schön ausgestattet, das grosse vergoldete und schön bemalte Retabel steht im Querschiff. Aber das Highlight von Santo Domingo und vom ganzen Camino ist das Hühnerwunder.

Rechts im Hauptschiff finden wir in 3 m den eingebauten und beleuchteten Hühnerstall mit einem Hahn und einer Henn. Deswegen sind wir da. Nach weiterem Anschauen der Kirche ziehen wir weiter, vor der Ortsausgang finden wir ein Straßenrestaurant, wo wir eine Pizza bzw. Bocadillos genießen und gegen 1Uhr in Richtung Granon weiter gehen. Das Besondere dort ist die kirchliche Herberge: Sie wird von der Jakobsgesellschaft aus Würzbug geführt (der spanische Hospitalero kennt aber Würzburg nicht) und ist in der Pfarrkirche. Der erste Schlafsaal – mit Sportmatten als Matratzen – ist über der Seitenkapelle, er ist schon voll. Der Herbergsvater zeigt mir die Infrastruktur und dann geht er nach unten in die andere Seitentür: Das ist die Seitenkapelle mit Altarbilder. Es liegt ein Stapel Matten da, von denen der Herbergsvater für uns vier hinwirft – uns ist klar, dass da noch mehr Pilger kommen. Um 5 ist dieser Raum voll. Auf 7 ist der Abendgottesdient angekündigt, um 8 solls für alle Abendessen gebe (bin gespannt wo) und um 9 ein Nachtgebet. Der Herbergsvater hat uns ja alle mit Umarmung begrüßt, wir seien alle Brüder hier und „jeder gibt oder nimmt, was er braucht“ – so steht’s an der Spendenschatulle neben dem Besucherbuch. Ich ziehe mich jetzt an für die kalte Kirche und bin schon gespannt auf auf den ungewöhnlichen Abend. er will, und nehmen kann, was er braucht“. Noch eine Treppe weiter, direkt unter dem Dach, ist ein weiterer belegter Schafsaal. Doch er führt uns. Hinunter und hinaus, um gleich die nächste Tür in der Kirchenaussenwand aufzuschließen: Wir bekommen die Seitenkapelle der Kirche.

Er zieht ein Paar (Sport-)Matten an Kopfende mit dem geschnitzten und beleuchtbaren Altarbild. Bettina nimmt gleich den vordersten Platz unter dem Tabernakel an der Seitenwand. Später kommen noch mehr Pilger, bis sechs ist die ganze Kapelle in zwei Reihen belegt. Jetzt ist klar, dass der erste Schlafsaal über uns ist, und der obere direkt unter dem abgeschleppten Kirchendach, dem Kapellendach. Um sieben Uhr gehen alle zur Pilgermesse eine Türe weiter, um acht ist gemeinsames Abendessen im kleinen Aufenthaltsraum. Erstaunlich, wie da 50 Leute reinpassen, aber es geht. Es ist eng, aber gemütlich, und eine sehr harmonische, gelöste Stimmung. Die zwei Hospitaleros stellen sich in Spanisch und Englisch vor, Michael ist Spanier und James ein Amerikaner, ca. 40, und bekommen begeisterten Applaus auch für das Essen: Salat, Makkaroni mit Tomatensauce und Obst als Nachtisch. Mit dem gespendete Geld würden sie morgen wieder zum Kochen einkaufen. Und natürlich auch wieder Rioja! Dann ist gemeinsam Spülen und um 9 Uhr Abend-Medidation vor der Nachtruhe ab 10 Uhr.
