Tag 12: Burgos: Kastiliens Pracht (09.06.14)

In der Albergue gibts kein Frühstück, also gehen in den kleinen Laden, in dem wir gestern unsere Brotzeit gekauft haben. Die Chefin ist fix, ich nehme einen Café Amerikano und eine Apfelschnitte. Dann gehts flott los.
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Der Aufstieg bis ca. 1000 m ist über einen sehr steinigen Weg bis zu einem Holzkreuz, wo wir etliche Bekannte beim Fotografieren treffen. Auf der Hochebene gehts einige km, bis wir an der Kante zu einer wunderbaren Aussicht kommen: Die hügelige Niederung liegt vor uns, Links und rechts am Horizont etliche Windparks, aber in der Mitte Burgos. Müssten bis zur Kathedrale ca. 15 km sein. Nach dem Abstieg erreichen wir eine breite Schotterstraße, die geradeaus direkt in Richtung Kathedrale zielt. Doch dann werden wir unerwartet nach Links geleitet. Wir folgen der Wegbeschilderung – dann wir uns klar: Wir sollen durch einige Dörfer gehen, damit diese die Chance habe, etwa zu verdienen. Dann kommen wir an die Stadtgrenze von Burgos. Industriegebiet. Es zieht sich. Zwei Stunden, bis wir die Innenstadt erreichen. Doch dann ein Blick durch die Gasse: Die Kathedrale.
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Nach 10 Minuten, dann sind wir an der städtischen Herberge, 100 m zum Dom. Weit über 100 Plätze, aber durch die 4-er Kojen mit Waschbecken gut gestaltet. Professionell. Dann gehen wir essen – Pizza. Jetzt sind wir bereit für den bisherigen Höhepunkt des Camino, die Kathedrale. Ein unglaubliches Bauwerk, innen wie außen. Wir machen die Führung per Audioguide. Nach zwei Stunden habe ich den Eindruck, jetzt bräuchte ich einen ganzen Tag, um alles in Ruhe anzuschauen.
Abends in der Pilgermesse in der Seitenkapelle erleben wir noch – zeitlich passend- ein Pfingstwunder: das Vaterunser hören wir in klarem Deutsch! Anschließend gehen wir noch zur Allee am Flussufer, um unsere gemeinsame Zeit bei einem San Miguel ausklingen zu lassen.

Tag 11: Ein unspektakulärer Pilgertag (08.06.14)

Kurz vor sechs Uhr werden wir geweckt – wie von Pepe angekündigt, mit italienischer Marschmusik – gestern Abend gabs ja Arien und Chöre.
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Das Frühstück ist gewohnt spanisch-spartanisch. Es wird schnell warm, um die Fleecejacke abzulegen, obwohl wir auf 900m Höhe unterwegs sind, weil es windstill ist. Da kommt schnell das Gespräch auf die weitere Planung: Bettina und Richard sind morgen in Burgos am Ziel , weil sie vor 6 Jahren schon die Tour von Burgos nach Santiago gemacht haben. Manfred wir mit dem Zug bis Leon fahren, weil seine Tochter über Santiago zu ihm stößt, um dann die Strecke mit ihrem Vater bis Santiago zu gehen. So ist das 4-er Team ab Burgos aufgelöst, ich werde dann alleine weiter gehen.
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Wir haben eine längere Strecke auf dem Hochplateau auf ca. 1000m Höhe auf einer breiten, gerodeten Brandschneise. Auf dem kargen Boden gibts eine ganz eigene Vegetation mit z. B. purpurner Glockenheide und vielen verschiedenen Polstern, dazu viele Schmetterlinge und Eidechsen. Dann gehts wieder hinunter in die Ebene mit den Dörfern. Vor alxxxxx ist ein großes Infozentrum zu den Ausgrabungsfunden: Die ältesten Europäer, älter als die Neandertaler, ca. 800.000 Jahre alt. Im Ort selbst gefällt uns die kommunale Heberge, wir checken ein um gehen jetzt zum Abendessen in ein Restaurant.
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Tag 10: Nach Kastilien und die „kleine Rioja“ (07.0614)

Der größte Teil der Übernachter waren zum offiziellen Frühstück um 7 Uhr schon weg. Von den 50 waren noch 15 da. Wie begrüßt, so wurden wir von beiden Hospitaleros verabschiedet: mit einer dicken Umarmung. Mit tiefen Eindrücken verlassen wir Grañòn. Belorado ist heute das Minimalzziel. Vor dem nächsten Dorf treffen wir auf die Tafel von Kastilien/Leon, die folgenden Orte tragen als Namenszusatz „Rioja“, nach der Landschaft passt das auch. Bei den täglichen Begegnungen kann ich meine Rucksackstudien weiter treiben, welche ich zur Entscheidung für meinen gemacht habe. Von der Größe sehe ich 30 l bis 60 l, das Gros bewegt sich um die 40 l. Und zwar unabhängig von Männlein und Weiblein. Noch kleinere sehe ich nur bei Kurzwanderern bis auf einen, dem traue ich den ganzen Weg mit dem Minimalgepäck zu. Ich fühle mich in meiner Wahl bestätigt, besonders auch deshalb, weil bei mir nie was äußern dran hängt. In Villamajor gibts nur ein Nobelrestaurant ohne Rucksack-Zugang, das hilft, bis nach Belorado durchzulaufen. Dort finden wir auf dem schön gestalteten Plaza Major eine passende Bar mit Tischen in der Sonne. Daneben sitzt dass Senioren-Radler-Trio aus Valencia, die wir schon in Villamajor gesprochen haben. Ernst (Geseke, Westfalen) und sein Partner Herbert sitzen vor dem anderen Restaurant. Dann gehts weiter, in Vilambista gibts nur noch zwei Plätze in der Herberge – die Alte will auch noch 16€! Bettina meint, wir sollen schauen, dass wir eine Herberge bekommen. Also geben wir – Richard und ich – ordentlich Gas und finden am Ortsausgang von Espinosa del Camino die Albergue de Pepe: Wenns Innen auch so aussieht wie das Haus außen, schlafe ich lieber auf dem Feld. Doch die Pilgerin, die vor dem Haus sitzt und die wir kennen, sagt, es wäre innen sauber. Pepe erscheint in der Hautür, bärtig, fast so alt wie sein Haus, und hat schon das Kärtchen mit den Herbergsregeln in der passenden Sprache in der Hand: Ü+F 7,- €, AE auf Spende (es gibt Paella). Um 19:30. Pepe sitzt an der Stirnseite des Tisches, als alle 8 Gäste da sind, wünscht er guten Appetit und fordert zur Selbstbedienung des Salats und des Rioja auf mit „no vino – no peregrino“. Den zweiten Gang, Paella, serviert er jeden selbst. Zum Nachtisch gibts Yoghurt. Dann ist Erzählstunde: Pepe berichtet, dass er Schreiner ist und aus Barcelona stammt, dass er 5 mal auf dem Camino war und sein Traum sei, auf dem Camino zu sterben. Dazu will er sein Haus verkaufen und dann wieder los gehen. Gefragt nach dem Kerkeling- Buch, legt er richtig los, schimpft auf die Radfahrer und wettert über die, welche mit Stempeln aus nur Roncesvalles, Pamplona und Logroño bei ihm ankommen und sagen, sie wären Peregrinos. Angesprochen hem auf seinen Hausverkauf, bekommen wir eine komplette Führung. Es ist alles sauber, einige Möbelstücke sind wirklich gepflegte Raritäten.

Tag 9: Das Hühnerwunder und eine außergewöhnliche Herberge (06.06.14)

In der Bar in der Hauptstraße von Azofra haben wir Café con Leche und ein Croisant, dann gehts auf die Piste. Sonnig, der Wind kommt erst am Nachmittag, so ist bald Fleecejacke-Ausziehen angesagt. Die Landschaft Ist lieblich wie gestern, nur die Getreidefelder werden größer, die Weinfelder dafür kleiner. Da kann ich am Wegrand die Wildblumen anschauen: Purpurnes Knabenkraut, violette Disteln, blaue Glockenblumen, weiße und rosa Heckenrose und gelbe Blüten an vielen verschiedenen Stielen, Stauden und Polstern. In den Dörfern duften Geißblatt und Hollunder, die Rosen stehen in voller Blüte. Gegen 10 Uhr kommen wir über den Hügel und sehen Santo Domingo de la Calzada vor uns liegen. Doch es dauert noch eine Stunde, bis wir dort sind. Der Camino führt uns direkt zur Kathedrale mit dem Hühnerwunder, einem Highlight des Camino und dem Wahrzeichen der Stadt. Doch das Hauptportal ist geschlossen, wir brauchen ein Ticket von nahen Infoshop, wo es in der Souvenierecke dutzendweise weiße Hühner um allen Größen und Haltungen und den Stempel für den Pilgerpass gibt. Der Eingang in die Kirche ist von der Seite, zuerst werden die Rucksäcke abgelegt. Man kann auch in die Ausstellung im Kreuzgang, aber wir sind ja wegen der Hühner da. Der Stall ist in einer Art flachem Retabel in drei Meter Höhe, mit der Beleuchtung kann ich den Hahn gut erkennen, die Henne ist nicht zu sehen. Die Kathedrale ist super hergerichtet, wahrscheinlich zur 900-Jahr-Feier letztes Jahr. Der imposante vergoldete und bemalte Hauptaltar steht im Querschiff, der Volksaltar ist sehr zurückhaltend-schlicht und gibt den Blick frei auf den ältesten Teil der Kirche mit den kleinen Nieschen-Kapellen. Wieder auf der Straße, gehts weiter in Richtung Ortsausgang, doch wir suchen uns ein Straßen-Restaurant und essen Pizza bzw. Bocadillos. Dann überqueren wir den Fluss Oja, der der Region seinen Namen gibt (Rio Oja – Rioja). Wir wollen nach Grañòn in die kirchliche Herberge (in der Kirche?) die Reiseführer beschreiben sie verlockend. Der Eingang ist direkt neben dem Turm der großen Pfarrkirche. Ich zögere, hieinzugehen, Das Teht auch schon der Hospitalero vor mir: ca. mein Alter und etwas stämmiger. Er führt mich die enge Wendeltreppe des Turms hinauf, dann stehen in einer Fensternische ca. 30 Paar Wanderschuhe – ich verstehe auch ohne seine Erklärung in resolut klingendem Spanisch, dass hier der Schuhplatz ist – sieben Stufen weiter fällt mein Blick in einen vollen Schlafsaal, aber ich habe Vertrauen, dass er noch mind. vier Plätze für uns hat – trotz der kritischen Fragen von hinten. Noch ein Paar Stufen, dann sind da Sanitärräume (nur je eine Dusche!) und dann kommt das Gästebuch, in das wir nur Namen und Nationalität eintragen brauchen. Jetzt erklärt er Richard und mir, dass wir jetzt hier alle Freunde wären und besiegelt das im einer kräftigen Umarmung. Preis? Hier steht die Schatulle, in die „jeder legen kann, was Nach einem Frühstück in der Bar in der Hauptstraße von Azofra gehen sowie um 7 Uhr los – sonnig und windstill. Durch die bekannt liebliche Landschaft, nur die Felder werden größer, die Weinfeder dagegen weniger. Um 10 schauen wir auf Santo Domingo de Calzada hinein, aber erst um 11 Uhr sind wir dort. Das Hauptportal der Kathedrale ist zu, man braucht Eintrittskarten in der Info nebenan. Da werden jede Menge Souveniers verkauft, besonders Hühner in allen Größen und Posen, aber alle weiß. In die Kathedrale gibt es einen neuen Eingang von der Seite (im Vergleich zu meiner Tour vor 19 Jahren, als wir massive Probleme mit der Messnerin hatten wegen unseres nicht ganz zulässigen „Eingangs“). Heute wird der Rucksack am Eingang abgegeben, und so kann man in Ruhe auch die Ausstellung besichtigen. Die Kathedrale ist sehr schön ausgestattet, das grosse vergoldete und schön bemalte Retabel steht im Querschiff. Aber das Highlight von Santo Domingo und vom ganzen Camino ist das Hühnerwunder.
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Rechts im Hauptschiff finden wir in 3 m den eingebauten und beleuchteten Hühnerstall mit einem Hahn und einer Henn. Deswegen sind wir da. Nach weiterem Anschauen der Kirche ziehen wir weiter, vor der Ortsausgang finden wir ein Straßenrestaurant, wo wir eine Pizza bzw. Bocadillos genießen und gegen 1Uhr in Richtung Granon weiter gehen. Das Besondere dort ist die kirchliche Herberge: Sie wird von der Jakobsgesellschaft aus Würzbug geführt (der spanische Hospitalero kennt aber Würzburg nicht) und ist in der Pfarrkirche. Der erste Schlafsaal – mit Sportmatten als Matratzen – ist über der Seitenkapelle, er ist schon voll. Der Herbergsvater zeigt mir die Infrastruktur und dann geht er nach unten in die andere Seitentür: Das ist die Seitenkapelle mit Altarbilder. Es liegt ein Stapel Matten da, von denen der Herbergsvater für uns vier hinwirft – uns ist klar, dass da noch mehr Pilger kommen. Um 5 ist dieser Raum voll. Auf 7 ist der Abendgottesdient angekündigt, um 8 solls für alle Abendessen gebe (bin gespannt wo) und um 9 ein Nachtgebet. Der Herbergsvater hat uns ja alle mit Umarmung begrüßt, wir seien alle Brüder hier und „jeder gibt oder nimmt, was er braucht“ – so steht’s an der Spendenschatulle neben dem Besucherbuch. Ich ziehe mich jetzt an für die kalte Kirche und bin schon gespannt auf auf den ungewöhnlichen Abend. er will, und nehmen kann, was er braucht“. Noch eine Treppe weiter, direkt unter dem Dach, ist ein weiterer belegter Schafsaal. Doch er führt uns. Hinunter und hinaus, um gleich die nächste Tür in der Kirchenaussenwand aufzuschließen: Wir bekommen die Seitenkapelle der Kirche.
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Er zieht ein Paar (Sport-)Matten an Kopfende mit dem geschnitzten und beleuchtbaren Altarbild. Bettina nimmt gleich den vordersten Platz unter dem Tabernakel an der Seitenwand. Später kommen noch mehr Pilger, bis sechs ist die ganze Kapelle in zwei Reihen belegt. Jetzt ist klar, dass der erste Schlafsaal über uns ist, und der obere direkt unter dem abgeschleppten Kirchendach, dem Kapellendach. Um sieben Uhr gehen alle zur Pilgermesse eine Türe weiter, um acht ist gemeinsames Abendessen im kleinen Aufenthaltsraum. Erstaunlich, wie da 50 Leute reinpassen, aber es geht. Es ist eng, aber gemütlich, und eine sehr harmonische, gelöste Stimmung. Die zwei Hospitaleros stellen sich in Spanisch und Englisch vor, Michael ist Spanier und James ein Amerikaner, ca. 40, und bekommen begeisterten Applaus auch für das Essen: Salat, Makkaroni mit Tomatensauce und Obst als Nachtisch. Mit dem gespendete Geld würden sie morgen wieder zum Kochen einkaufen. Und natürlich auch wieder Rioja! Dann ist gemeinsam Spülen und um 9 Uhr Abend-Medidation vor der Nachtruhe ab 10 Uhr.
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Tag 8: La Riocha hat nicht nur Rotwein (05.06.14)

Da es erst um 7 Frühstück gibt, kommen wir erst um halb Acht los. Daher sehen wir heute immer etliche andere Pilger(gruppen) im Gegensatz zu anderen Tagen. Strahlend Bauer Himmel, aber der kalte Wind zwingt uns öfter zum An- und Ausziehen der Windjacken. Zwei Mal Kaffeepause hält uns fit. In Najera gehen wir in ein Café für einem. Mittagsimbiss. Manfred liest uns vor, dass wir im Simply (Supermarkt) auf Pilgerausweis eine Flasche lWasser bekommen. Stimmt. Wir schauen auch in die Kirche rein, dort ist auch so ein pompöser Gold-Altar wie in Navarette zu sehen, nur etwas kleiner.

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Bei der
Mittagspause um halb zwölf war dann klar, dass wir noch die 6,5 km weiter laufen nach Azofra. Nach Zickzack durch die Stadt gehts dann deutlich bergauf bis zum Alto Najera, wo wir auf den ersten Wegweiser-Pfosten des Camino treffen: Nur noch 582 km nach Santiago! Beruhigend!
Dann gehts durch die liebliche Landschaft der Rioja, natürlich mit Weinbergen, wir in unterhalten uns über die installierte Bewässerungstechnik.
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In Azofra soll eine bemerkenswerte Herberge sein: Von der Kommune, alles Zweibett-Abteile, großer Aufenthaltsraum, Waschmaschinen, Internet-PC und ein gr. Hof mit Springbrunnenbecken. Stimmt. Da sitzen wir vier nun in der Sonne (mit ca. 10 andere Pilgern), die Wäsche trocknet, und wir verabreden uns, um 6 Uhr zum Abendessen ins Dorf zu gehen.
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Tag 7: La Riocha. Buenos Dias! (04.06.14)

Heute gehts nach dem Frühstücksbüffet um 7 Uhr los. Noch mal an den Kirchen vorbei und dann hinaus aus Viana. Bei einem kurzen Stopp zum A der Fleece-Jacke (es ist trotz dichter Bewölkung schön warm) steht mein Ami schon wieder da. Ich gebe den Widerstand auf. Es läuft gut, und so erreichen wir nach zwei Stunden die Stadt- und Regionengrenze von Logrono bzw. La Riocha. Die allseits bekannte Donna Maria hat ihr „Büro“ noch nicht geöffnet, in dem sie vor ihrem Haus (am Einfallsweg nach Logrono) die ankommenden P mit Getränken und einem Stempel (gegen Spende) begrüsst.

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Als erstes fallen uns in Logrono die vielen Störche auf, selbst auf Kirchenfassaden haben sie ihre Nester. Am Brückeneingang ist ein gutes Info-Büro, und so können wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten auf einer gezielten Route „abarbeiten“. Das absolute Must See ist der Matamoros, da ist an der Fassade der Jakobskirche der reitende Hl. Jakob als Maurentöter. An der Aufallstrasse steht ein Bronce-Pilgerpaar, da wir als Kulisse für ein Gruppenfoto nutzen müssen. Jetzt haben wir für heute noch die 10 km nach Navarette vor uns. Diese Städtchen liegt auf einem steilen Berg und wird von einer mächtigen Kirche dominiert. In der Unterkunft treffen etliche Bekannte ein: Die Koreaner vom zweiten Tag, selbstverständlich der Ami, Westfalen-Ernst (Siehe Pamplona) und ein neuseeländisch-schwedisches Paar von gestern. Neu sind zwei laute Holländerinnen (Mittelalter). Damit ist der Schlafsaal voll. Wir gehen Einkaufen und setzen uns zu viert in den Frühstücksraum zum Abendessen.
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Es passt gut, dass um 20 Uhr Pilgermesse ist. Der Altar in der Kirche überwältigt uns: Total vergoldet, bis zur Gewölbedecke der großen Gotik-Basilika, und die Seitenaltäre mit
einbezogen. Nach dem Pilgersegen lädt uns der Pfarrer in seine Sakristei ein, wo er uns stolz seine Schätze präsentiert: große Gemälde und ein Flügelalter holländische Meister sowie etliche Figuren. Dann öffnet er die Flügeltüren vor einem verglasten Regal, Format ca. 6 m auf 8m. Da stehen Monstranzen, Kelche, Reliquien-Gefäße (eines aus Köln), Weihrauchfässer und vieles mehr. Die Riocha war sehr reich!
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Tag 6: Auf der Rennstrecke Richtung Logrono (03.06.14)

In der Pilgerherberge gibt es wegen Personalmangel kein Frühstück. Und in ganz Villamajor gibt es keine Bäckerei mit Kaffeeausschank. Also gehts nüchtern los. Funktioniert besser als gedacht. Muss der Körper mal seine Reserven anzapfen, denn die nächste Ortschaft Los Arcos kommt erst im 13 km.
Der Weg ist geschottert, aber schön eben – es läuft sich einfach gut. In Los Arcos kaufe ich Frühstück: 1 Banane, zwei flache Pfirsiche und Wasser. Auf der Plaza Major treffe ich das Dreierteam, sie sind gerade mit Frühstücken fertig. Sie haben jetzt doch die längere Strecke geplant. Eine Viertel Stünde später bin ich auch fertig mit Kaffe Amerkano und Obst und ziehe los. Heute ein neues Bild: Ca. ein Dutzend Pilger in Sichtweite, so alle 100m einer, manchmal gibts Überlungen. So treffe ich auch ein junges Paar aus Perth/Australien und eine Schweizerin (Rentnerin), die von Genf losgelaufen ist. Ihre Strecke ist 1800km, ihr Mann hat sie schon drei mal besucht. Kurz vor Sansol an der Steigung fallen mir drei bekannte Gestalten auf, dank Bettina (Frau von Richard) sind sie nicht so schnell wie Richard und Manfred (Karlsruhe) könnten. Jetzt sind wir zu viert, und ich kann mich mit dem Ziel Viana anfreunden, auch weil wir schon um 12 in Los Arcos sind und das Wetter super ist. Schnell noch Brot und Tomaten kaufen, und schon gehts zum Städtchen hinaus. Um ca 1 Uhr finden wir einen idealen Rastplatz an einer Kapelle. Dort fragt uns ein spanischer Pilger nach Essen, wir treten ihm etwas ab. Als er geht, sagt er, dass er jetzt nach Lourdes in Frankreich läuft. Unser weiterer Weg ist bei Weitem nicht so anstrengend wie im Reiseführer beschrieben, und so schaffen wir Viana um 15 Uhr.
Wir finden gleich eine ordentliche Herberge (8-Bett-Zimmer, ziemlich
neu) kultivieren uns und gehen gleich um 6 in die Stadt zum Abendessen, weil in der Herberge nur Frühstück gibt. Das empfohlene Restaurant ist die Empfehlung wert. Auf dem Weg dahin waren wir in der Kathedrale und haben die Ankündigung für Die Pilgermesse um 19 Uhr gesehen. Also Hl. Messe. Der Pfarrer läuft beim Friedensgruss durch die ganze Kirche und gibt jedem die Hand. Nach der Messe bittet er alle Pilger nach vorne in einen Halbkreis, gibt jeden die Hand, fragt nach seiner Herkunft und hat ein persönliches Wort. Dann macht er eine zweite Runde und erteilt jeden mit Handauflegung den Pilgersegen. Als wir aus dem Restaurant rauskommen, staune ich nicht schlecht: Da sitzt doch mein amerikanischer Freund. Und er wohnt in der gleichen Herberge! Woher weiß der bloß, wo ich immer absteige? Er muss was mit dem FBI oder der NSA haben. Und eine zweite Überraschung: Gegenüber dem Restaurant-Eingang ist ein Schlecker! Ganz original
Auf dem Rückweg in die Herberge nutzen wir die tolle Aussicht auf das Ebro-Tal, dann reichts für heute. Waren doch 30km.

Tag 5: Wein aus dem Brunnen (02.06.14)

Nach dem Aufstehen erklärt mein Ami, dass ihm meine Pace doch zu hoch sei. Er würde nicht mit mir gehen. Funktioniert doch. Einen Kakoa Aus dem Automaten, dann gehts los, ich habe mir Villamajor de Monjardin vorgenommen. 24 km. Im nächsten Dorf ist eine Bar schon offen, gutes Frühstück, frischgepresster O-Saft. Das 3er Team aus Grafenau + Karlsruhe ist gerade fertig und macht mir Platz. Gut gestärkt ist Estella das Ziel. Dort kaufe ich zuerst Brot, Käse und Wasser. Wen treffe ich 50 m weiter vor der Kirche? Das 3er Team aus Grafenau/Karlsruhe. Sie suchen eine Apotheke, ich will eine Runde durch die Stadt machen. Am Brunnen fülle ich meinen Wassercontainer und folge dann den Wegmarkierungen aus der Stadt. Bei einem Rastplatz überlege ich, Mittag zu machen – da spricht mich ein freundlicher Spanier mit 2 kleinen Hunden an, ob ich schon beim Kloster Irache gewesen sei und bietet mir an, mich die 200 m hin zu führen. Als erfährt, dass ich Deutscher bin, erzählt er mir, dass Deutschland gut sei und dass er im letzten Jahr in D gearbeitet hätte: In München für Bosch und Siemens. „Ich habe bei Siemens 38 Jahre gearbeitet“ geht auf Spanisch- dann ist er restlos aus dem Häuschen. Er muss mich vor dem Kloster fotografieren und führt mich dann zum Weinbrunnen der Bodega Irache – da kann man tatsächlich kostenlos Rotwein zapfen! Jetzt kommt endlich mal mein Trinkbecher zu einem würdigen Einsatz. Plastikflasche wäre mir zu stillos. Von der Sitzgruppe um die Ecke winkt mein 3-er Team bei Wein und Brotzeit. Da sie auch nach Villamajor wollen, bitte ich sie, für mich dort ein Zimmer zu reservieren. Zum Glück bemerkenswert sie noch, dass diese Herberge von einem holländischen Orden geführt wird, und so finde ich auch gleich die richtige Herberge. Prinzipiell bin ich seit dem Abmarsch immer 1/2 Stunde hinter ihnen. Bei eine Dorfrundgang tippt mir jemand von hingelaufen die Schulter- mein Ami ist wieder da! Doch er geht gleich in die Unterkunft, zum Pilgermenü wir er wie bisher nicht kommen. Auf der Terasse vor dem Hause sitzen wir – ich beim 3er Team – und planen für morgen: 20 km oder 30 km anstrengend. Es wird wahrscheinlich erste Lösung werden, weil sie auch eine gute Planung für übermorgen nach Logrono ergibt.
Leider haben die hier kein Wifi, so dass ich den Bericht heute nicht mehr publizieren kann
Jetzt gibts gleich gemeinsames Abendessen mit anschließender Medidation – ich bin gespannt.

Tag 4: Puente la Reina – welch ein Klang (01.06.14)

Der Blick in die Ebene Richtung Pamplona zeigte schwarze Wolken – und das vor dem Anstieg, Es ging steil bergan, erst Schotter, dann Trampelpfad. Links waren die Windmühlen in den Wolken, rechts teilweise in der Ebene. Und es blieb so – kein Regen für mich. Oben am Übergang, dem Puerte del Perdon, steht die eiserne Pilgergruppe im harten Wind. Die bleiben, aber ich beeile mich zum Absteigen. Je weiter runter es geht, desto mehr lässt de Wind nach, und desto gewisser ist, dass die schwarzen Wolken weiter links bleiben und mir die Sonne immer sicherer ist. Unten in der Ebene genieße ich den spanischen Sommer. In Murizabal biege ich Richtung Eunate ab, ein lohnender Umweg: die berühmte geheimnisumwitterte 8-eckige Kirche, ein Wahrzeichen von Navarra. Ich muss noch 1/2 Stunde bis zur Öffnung warten und ziehe zum ersten Mal die Reissverschluss-Beine meiner Hose aus, aber creme meine Beine ein. Die Sonne ist schon gefährlich. Eine Handvoll Touris und zwei Radler sind auch da, ich kann die sitzende archaische Madonna bewundern. Ich hole
mir noch den Stempel und gehe dann los. Verzweifelt suche ich den Karren und den Anstieg auf den Tafelberg, den ich vor 19 Jahren hochgejoggt bin – ein Spanier erklärt mir heftigst, dass da unten der Camino nach Obanos und Puente la Reina sei. Schade.
Hinter Obanos – am Zusammentreffen des Aragonischen Weges und des aus Roncsvalles – steht mein Ami von gestern Abend. Also gehen wir zu zweit. Dann kommt Puente la Reina – ich bin begeistert von der Brücke und schwelge in Erinnerungen: hier hatten wir vor 19 Jahren unsere Reiseleiter entmachtet, uns Brot, Schinken, Käse und Tomaten gekauft und dem Reiseleiter gezeigt, was ein Pilger- Mittagessen ist. Und Wozze hat mit dem Busfahrer kanisterweise Vino Tinto vom Weingut gebracht.
Ich habe heute hier wieder frisches Brot, Tomaten und eine Zwiebel gekauft, Wurst habe ich noch von Pamplona. Und so zeige ich meinem Ami, was ein Pilgrims Lunch ist, er hat noch Käse und eine Birne beigesteuert. Dafür läuft er treu wie ein Hündchen neben mir. Obwohl er in Puente bleiben wollte, geht er mit mir noch die 8km bis Cirauqui, einem malerischen Dorf auf dem Berg. In der Herberge sind etliche Deutsche aus (1 Paar aus Grafenau (Passau)), Karlsruhe und Düsseldorf, die Amerikanerin vom 2. Tag kommt abends mit dem Bus. Nach dem gemeinsamen Pilgermenü bin ich zurück im Schlafraum, um Blog zu schreiben.